Es steht außer Frage, dass TYPO3 ein besonders im deutschsprachigen Raum – entgegen allen weltweiten Trends – noch immer weit verbreitetes CMS ist. Mehr als 70% der mit TYPO3 betriebenen Websites werden dabei auf einer .DE, .AT oder .CH Domain gehostet und der weltweite Marktanteil von TYPO3 ist auf etwa ein halbes Prozent aller Websites gesunken (mit dem schnellsten Rückgang aller CMS in den letzten Jahren). Und auch wenn der Rest der Welt sich längst besseren, moderneren Lösungen zugewandt hat, gibt es gerade in unseren Breitengraden noch zahlreiche Agenturen, die sture und beharrliche Verfechter dieses veralteten Monolithen sind. Wir bei Bright IT haben uns aus guten Gründen bereits vor vielen Jahren von TYPO3 und ähnlichen Altlasten befreit – und wir wollen gerne sechs gute Gründe mit Ihnen teilen, warum es auch für Sie Zeit ist, von TYPO3 und Co Abschied zu nehmen.

Redaktionelle Produktivität als Schlüssel zu gutem Content

Ein Tool ist gut, wenn es effizient und effektiv bedient werden kann. Das trifft auch auf Content-Management-Systeme zu. 

Ein modernes CMS hat eine Verwaltungsoberfläche, die Dateien, Texte und Medien übersichtlich darstellt. Mit einer intuitiven UI brauchen die Redakteure wenig Klicks, um den Web-Content einpflegen, ändern und löschen zu können. Auch muss die Bedienung des CMS weniger erklärt werden – sie erschließt sich den Nutzer:innen fast von selbst.

Häufig bieten sie auch eine Live-Vorschau der Website. Mit der entsprechenden Berechtigung können Redakteure direkt auf der Live-Website einzelne Elemente auswählen, in der Verwaltungsoberfläche ändern und in einem Vorschaumodus begutachten, ehe sie die Änderungen auf der Live-Website veröffentlichen. Inhalte lassen sich dabei einfach in flexiblen Layouts auf der Seite über Drag und Drop Funktionalität verschieben, Inhalte sind leicht über mehrere Seiten hinweg zu nutzen oder Bilder werden komplett automatisch in der richtigen Größe ausgegeben und beschnitten – um nur ein paar der Standardfunktionen wirklich moderner Content Management Systeme zu nennen.

So können sie wesentlich schneller und produktiver arbeiten, was schließlich mehr Freiraum gibt, guten Content zu produzieren. Anders ausgedrückt: Ein gutes Nutzererlebnis für Redakteure ist die Grundlage für guten Content. Und auf Basis zahlreicher moderner CMS-Optionen sollte das auch Ihre Erwartung sein.

Leider sind Lösungen wie TYPO3 oder auch Pimcore im Vergleich zur Konkurrenz oft wesentlich umständlich zu bedienen und fühlen sich eher an wie eine Datenbankoberfläche als eine Kreativplattform. Derartige Plattformen sind technisch, unintuitiv, überladen mit meist selten genutzten Funktionen und notorisch schwer zu meistern (ausser man arbeitet vielleicht wirklich jeden Tag intensiv im System).

Das Fehlen wirklich kontinuierlicher Weiterentwicklung und offener Standards

Lösungen wie TYPO3 werben damit, dass sie Open-Source sind: Entwickler können die Software so an ihre speziellen Bedürfnisse anpassen, wie sie wollen. Das klingt zwar zunächst gut, führt aber in vielen Fällen zu proprietären Anwendungen und oft sogar auf Basis proprietären oder zumindest veralteten Skriptsprachen – wie zum Beispiel das nur für TYPO3 entwickelte TypoScript (der absolute Horror, und da sind sich sogar viele TYPO3-Fanatiker einig). Vor allem ältere Open-Source-Projekte wie TYPO3 leiden oft unter folgenden Problemen:

  • Es gibt keine Organisation oder klare Hierarchie, welche die Weiterentwicklung der Open-Source-Software zentral verantwortet und die Richtung vorgibt. Eine fehlende oder unvollständige Roadmap (z.B rein technischer Fokus) führt dazu, dass die Entwicklercommunity nicht an einem Strang zieht oder die Weiterentwicklung von Funktionen für Marketer vernachlässigt. Oft werden (unpopuläre) Teile des Produkts so auch irgendwann einfach kläglich vernachlässigt.

  • Es fehlt oft ein System kontinuierlicher Weiterentwicklung – also dass laufend in Abständen von wenigen Wochen oder Monaten neue Funktionen und technische Verbesserungen ausgespielt werden. Dies liegt einerseits natürlich an der Art der Organisation (Freiwillige), aber auch an einer veralteten Softwarearchitektur, die eine derartige fortlaufende Weiterentwicklung auf Basis von absehbaren Migrationsschwierigkeiten wesentlich erschwert.

  • Sie basieren nicht auf offenen, weitverbreiteten und vor allem noch zeitgemäßen Standards, die das Fundament vieler verschiedener, mitunter konkurrierender Softwareangebote sind. Obskure Skriptsprachen, properietäre und veraltete Templatinglogiken, bizarre softwareeigene Datenmodelle – das sind nur ein paar der Probleme die man häufig in Lösungen wie TYPO3 vorfindet.

"Das war irgendwann echt innovativ, es gab damals noch keine bessere Lösung und es funktioniert ja eh immer noch" ist die übliche Ausrede, an solchen Lösungen zu klammern. Ich mache dafür besonders Agenturen verantwortlich, die schlicht und einfach zu faul oder zu ängstlich sind, sich mit neueren, oft besseren Tools und Technologien zu beschäftigen. Stattdessen wird jedes Projekt lieber immer wieder über denselben alten rostigen Kamm geschoren. Teilweise arbeiten die Entwickler tatsächlich seit über 20 Jahren mit TYPO3 und es ist wohl einfach zu unbequem, sich auf ein neues System einzustellen. An die zahlreichen Eigenheiten und Probleme von TYPO3 hat man sich in so einer langen Zeit aber sicherlich gewöhnt.

Offene und vor allem auch moderne Standards sind besser für die Entwickler (und in Folge auch die Marketer): Um sie herum bildet sich eine globale Community, die nicht auf eine spezifische Software spezialisiert ist, stattdessen ihre Skills bei verschiedenen Softwareprojekten einbringen kann. Das mag vor vielen Jahren noch nicht so gewesen sein, aber die Zeiten haben sich diesbezüglich nun wirklich schon lange geändert.

Offene technische Standards, auf denen die Kernfunktionen (zum Beispiel das Templating) eines CMS definiert sind, müssen gut genug für die meisten Szenarien sein. Und solche Kernfunktionen eines System dürfen bei einem Kundenprojekt nicht über die Standardanpassungen hinweg angefasst werden – das ist unsere Grundregel und ich empfehle Sie auch Ihnen. Denn jegliche Anpassung der Kernfunktionen führt zu einer Sonderlösung mit den folgenden Nachteilen:

  • Hoher, individueller Schulungsaufwand

  • Keine Standarddokumentation

  • Kein Support vom Softwarehersteller

  • Upgrades sind später schwer oder nicht möglich

Keine unnötigen Probleme und Abhängigkeiten schaffen

Bei der Implementierung von proprietärer Software wie TYPO3 machen Sie sich schnell komplett abhängig von der Implementierungsagentur. Denn durch das Fehlen von Standards, geringer Verfügbarkeit von guten TYPO3-Entwicklern und sehr hohem Schulungsaufwand ist es schwer, später einen anderen Dienstleister zur Wartung und Erweiterung der Implementierung zu beauftragen oder inhouse ein entsprechendes Expertenteam aufzubauen. Und wenn Sie später das CMS wechseln möchten, müssen Sie mühsam den Content im neuen CMS wieder erstellen, statt ihn von TYPO3 einfach zu migrieren. Das wäre in etwas so, als müssten Sie für jedes neue Auto einen separaten Führerschein erwerben.

Wenn ein System mittels proprietärer Plugin-Logik angepasst und erweitert wird, dann ergeben sich daraus potenziell zahlreiche Probleme und Abhängigkeiten: 

  • Sie sind abhängig von der Entwicklung eines speziellen Plugins und dem Support des Plugin-Entwicklers. 

  • Besonders Open-Source-Plugins werden irgendwann von ihren Entwicklern oft vernachlässigt oder entfernt, weil sich deren persönlichen Prioritäten geändert haben.

  • Es wird nicht sichergestellt, dass das Plugin auch nach einem Softwareupdate weiterhin kompatibel ist.

  • Oft passen die Plugins in Systemen wie TYPO3 nicht wirklich zu den Anforderungen und erzeugen zusätzliche Komplexität: Sie sind überladen mit Funktionen, die man gar nicht braucht, aber dennoch stets kompatibel mit dem System sein müssen.

  • Wenn ein Plugin das Datenmodell des CMS ändert, machen Sie sich komplett von diesem Plugin und dessen Entwickler abhängig. Noch schlimmer ist es, wenn dieselbe Agentur hinter dem Plugin steckt, die auch Ihr proprietäres CMS aufgesetzt hat. Dann ist der Vendor-Lock-in perfekt. 

Es ist grundsätzlich besser, wenn Plugins und Erweiterungen nur über Standardschnittstellen an das CMS angebunden werden, ohne das Datenmodell des CMS zu verändern. Und es ist jedenfalls ratsam, bei der Auswahl von Erweiterungen die langfristigen Folgen dieser Entscheidung gut zu überdenken. Idealerweise kommen Systemerweiterungen vom Hersteller des CMS oder dem Anbieter des Drittsystems - so ist die langfristige Weiterentwicklung und Kompatibilität zumindest um einiges wahrscheinlicher. Und auch wenn eine gute Anbindung von Drittsystemen natürlich erwünscht ist, lassen Sie die Finger von Systemen, die essentielle CMS-Kernaufgaben nicht ohne Erweiterungen ermöglichen.

Keine eierlegende Wollmilchsau einkaufen

Wenn Sie Systeme für Ihre spezifischen Anforderungen auswählen, sollten Sie bedenken, dass jedes System seine eigenen Stärken und Schwächen hat. Suchen Sie daher nicht bloß nach dem System mit dem umfangreichsten Funktionsumfang, sondern vielmehr nach dem richtigen Umfang für Ihre speziellen Bedürfnisse. Systeme wie TYPO3, aber auch Pimcore, bieten zwar theoretisch die Möglichkeit, nahezu alle Funktionen abzubilden, doch leider sind sie oft so komplex und unbenutzbar, dass viele Features letztendlich wertlos werden, weil sie von den Nutzern nicht gut genutzt werden. Oder sie müssen ihr Anforderungen komplett an die mitunter verworrene Gedankenwelt des Softwareherstellers anpassen – denn vermutlich wurde Funktion für Funktion im Rahmen irgendeines speziellen Kundenprojekts in das System eingebaut.

Ausser Sie sind sich absolut sicher, dass die all-in-One Software-Suite wirklich perfekt zu Ihnen und Ihrem Geschäft – jetzt und in Zukunft – passt, is eine bessere Vorgehensweise deshalb oft, mehrere klar abgegrenzte Systeme durch eine moderne Composable-Architektur miteinander zu verbinden. Damit können Sie Teillösungen flexibel kombinieren und haben die Möglichkeit, einzelne Teilsysteme später mühelos auszutauschen, ohne das gesamte System neu aufzubauen. Dies erlaubt Ihnen eine agile und anpassungsfähige Herangehensweise an die Systementwicklung und stellt sicher, dass die eingesetzten Systeme optimal auf Ihre spezifischen Anforderungen zugeschnitten sind.

Als Beispiel sei hier der Use Case Email-Versand genannt. Falls dieser essentiell für Ihren Webauftritt oder Online-Shop ist, gibt es wirklich herausragende Softwarelösungen, die genau darauf spezialisiert sind und die sich auch recht einfach in ein modernes CMS integrieren lassen. Die Email-Standardfunktionen vieler CMS sind dem gegenüber fast immer hoffnungslos unterlegen.

Ein gutes Content-Modell schafft langfristig Freude

Ein Content-Modell ist im Grunde ein Datenmodell aus Sicht der Redakteure. Ein effektives Content-Modell innerhalb eines CMS sollte in der Lage sein, in kürzester Zeit verständlich erklärt zu werden, idealerweise in wenigen Minuten. Diese Klarheit erleichtert Redakteuren die kontinuierliche Content-Pflege erheblich und sorgt für eine reibungslose Integration neuer Funktionen in das bestehende Konzept. So verhindern Sie, dass sich im Laufe der Zeit eine inkonsistente Monsterlösung entwickelt. Ein standardisiertes Datenmodell ermöglicht auch eine spätere Datenmigration auf ein anderes CMS, da sie wesentlich einfacher und besser abschätzbar ist. Und fast ebenso wichtig – ein gutes Content-Modell macht die Schätzung und Umsetzung neuer Funktionen durch die Entwickler zu Beginn aber auch zukünftig wesentlich einfacher und kosteneffizienter. Es gibt dann nicht 10 Wege, die (oft auf Umwegen) nach Rom führen, sondern meistens den einen vorgezeichneten besten Weg.

Ein gutes Content-Modell schließt für uns bei Bright IT außerdem die Speicherung von Inhalten als HTML-Code aus, insbesondere in Rich-Text-Feldern im CMS, wo visuelle Anpassungen am Inhalt möglich sind. Das Vermeiden der Vermischung von HTML-Code und Inhalten erleichtert spätere Änderungen, wie beispielsweise die visuelle Überarbeitung des Webauftritts, und sorgt für eine fehlerfreie Nutzung des Inhalts, sei es für eine App oder andere Zwecke. In einem modernen CMS gibt es insofern auch grundsätzlich nur strukturierten Inhalt – ein wesentlicher Benefit, dessen weitere Ausführung aber den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.

SaaS-Lösungen sind (fast) immer die bessere Wahl

Der reine Betrieb eines CMS sollte keine Kernaufgabe eines Unternehmens oder eines Dienstleisters sein. Aus diesem Grund bevorzugen wir es, wenn das Kernsystem oder in anderen Worten die "Content-Infrastruktur" von einem Softwarehersteller betrieben wird, der dann kontinuierlich Sicherheitspatches und funktionelle Updates ohne unser Zutun einspielt. Durch die klare Aufgabenteilung zwischen dem SaaS-Anbieter und uns als Dienstleister gibt es klare Grenzen, wo wir als technische Nutzer das System anpassen und erweitern können. Dadurch wird ein sicherer und skalierbarer Betrieb der SaaS-Lösung sichergestellt. Es führt auch dazu, dass keine Nicht-Standard-Lösung entsteht, die nicht mehr aktualisiert oder migriert werden kann. Eine Datenmigration zu einem anderen System (aber auch Dienstleister) wird in der Regel wesentlich einfacher. Als SaaS angebotene Content-Management-Systeme bieten darüberhinaus in der Regel auch ein transparentes Abo-Modell, bei dem die laufenden und zu erwartenden Kosten klar ersichtlich sind.

Um dagegen ein veraltetes CMS wie TYPO3 einsetzen zu können, müssen Sie die Software selbst betreiben (oder jemanden damit beauftragen). Sie müssen also die notwendige IT-Infrastruktur vorhalten können und das dazu notwendige Wissen für den Betrieb und die Wartung im Unternehmen haben bzw. einkaufen. Angesichts des extremen IT-Fachkräftemangels und vieler günstigerer Cloud-gehosteter Alternativen ist diese Art der Softwarebereitstellung einfach nicht mehr zeitgemäß.

Fazit

Wer weiterhin TYPO3 nutzen möchte, muss ein echter Retro-Fan sein. Denn was am Ende des 20. Jahrhunderts vielleicht gerade noch spannend und visionär war, ist heutzutage einfach hoffnungslos veraltet. Zwar können Sie theoretisch das CMS optimal auf Ihre Bedürfnisse anpassen, doch dazu von Ihnen zu tragender Aufwand und Kosten sind einfach zu hoch, und Ihre Bedürfnisse ändern sich auch stets. Oder Sie begeben sich in die Fänge eines Dienstleister, der TYPO3 komplett auf seine Bedürfnisse angepasst hat – eine Trennung in Zukunft wird dann schmerzvoll.

Daher ist es besser, wenn Sie auf ein Content-Management-System wechseln, das auf modernen, offenen Standards basiert, von einem professionellen Anbieter von Anfang an weiterentwickelt wird und schnell optimal an Ihre Bedürfnisse angepasst werden kann. 

Für die Implementierung eines modernen CMS sollten Sie eine Agentur wählen, die nicht versucht, Ihre Anforderungen in TYPO3 zu zwängen, sondern Ihre Anforderungen versteht und das dafür am besten geeignete CMS vorschlägt und für Sie implementiert.

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie hierbei Orientierung benötigen. Wir empfehlen Ihnen auch sicherlich nicht die eine goldene Lösung für alle Fälle, sondern eine oder mehrere von vielen Optionen (wie Storyblok, Contentful, Optimizely oder wo es passt auch Wordpress), die den tatsächlichen Anforderungen aus unserer langjährigen Erfahrung am besten entsprechen.